Es war einmal in Basel im Jahr 1924
Bald 100 Jahre ist es her, seit in Basel mit dem Schweizerischen Jodler-Verbandsfest 1924 zum ersten Mal ein Eidgenössisches Jodlerfest durchgeführt wurde. Alte Schwarz-Weiss-Bilder und der Expertenbericht der Jury existieren noch und lassen erahnen, wie es damals zu und her ging. Auffallend, so berichteten auch Medien dieser Zeit, war das enorme Interesse der Bevölkerung am urschweizerischen Brauchtum.
Die Jahre vor diesem ersten Eidgenössischen der Jodler waren für die Schweizer Bevölkerung keine einfachen. Nach dem Ersten Weltkrieg folgte der Generalstreik von 1918. Die Wirtschaftskrise zu Beginn der 20er Jahre hatte grosse Auswirkungen auf das Land und Viehseuchen trafen die Landwirtschaft hart. In dieser Zeit formierte sich der Wunsch nach nationaler Identität durch Brauchtum. Trachten kamen wieder in Mode genau so wie der Gesang von Volksliedern. Davon profitierte das Jodlerfest in der Stadt. Die Baslerinnen und Basler kamen in Scharen zu den Vorträgen. Die Sitzreihen bei den Bewertungsvorträgen in der Mustermesse waren bis auf den letzten Platz besetzt. Es hätten sogar mehrere Hundert Personen abgewiesen werden müssen.
Dieses «Eidgenössische» gab die Möglichkeit einer qualitativen Bestandesaufnahme des Jodelns in der Schweiz zu dieser Zeit. Mit den Expertenberichten konnte die Jury aufzuzeigen, in welche Richtung sich die Aktiven in Zukunft entwickeln sollten. Das Kampfgericht, das aus den Herren Gebhard Reiner, Johann Rudolf Krenger, Alfred Leonz Gassmann und Ferdinand Oscar Leu bestand, sah es als seine Pflicht, all das zurückzuweisen, was es als unkünstlerisch, wenig originell und unschweizerisch taxierte. Öfters musste in den Festberichten der Vorträge das Auseinandergehen von Jodel- und Gesangsstimmen, die oberflächliche Atmung und die meist fehlende dynamische Gestaltung der Vorträge festgehalten werden. Dagegen stand es um die Aussprache meist sehr gut.
Der Blick auf die Klassierungsliste zeigt, dass damals noch eine eigentliche Rangliste geführt wurde. Frauen waren am Fest kaum vertreten. Es jodelten nur wenige Frauen bereits in einzelnen Klubs, die man damals als Jodelgesellschaften bezeichnete. Bei den 52 Einzelvorträgen gab es nur gerade zwei Frauen, die im Festbericht als Fräulein erwähnt wurden. Selbst im Zentralvorstand und im Organisationskomitee wirkte keine einzige Frau mit.
Im Expertenbericht von 1924 überwiegen jedoch bereits die wertvollen und bedeutenden Vorträge, obwohl – wie es heisst – auch Schwaches und Nichtssagendes geboten wurde. «Es sei das Ziel eines jeden Vortrages», so schreibt der Juryobmann Gebhard Reiner, «selbst aus dem schlichtesten Lied ein Erlebnis zu schaffen, dass Wärme, Licht und Freude ausstrahlt!»
Dani Buser
Präsident Trägerverein Eidgenössisches Jodlerfest Basel